Durch Steppen, Sümpfe und Wüsten

Schwierig bis unmöglich – wie acht Harley® Helden die strapaziöse Seidenstraßenrallye durch Russland in Angriff nahmen und erfolgreich überstanden. *Es sind nur sieben Bikes abgebildet, weil die achte Maschine Sergey Kamenev gehört, der diesen Artikel geschrieben und die Fotos gemacht hat
Die Vielfältigkeit des Lebens bedeutet für jeden etwas anderes.
Wir bevorzugen verschiedene Arten von Speisen, wir schätzen verschiedene Musikrichtungen, wir beschäftigen uns mit verschiedenen Dingen, wir sprechen verschiedene Sprachen und wachen in verschiedenen Zeitzonen auf.
Aber es gibt eines, das uns alle verbindet: unsere Leidenschaft, Harley-Davidson zu fahren. Wer zu uns gehört, der fühlt sich nicht nur immer und überall zu Hause, sondern der ist auch nie allein. Wir alle sind eine Familie, deren Bande durch Erlebnisse gestärkt werden, die nur das Motorradfahren bietet.
Mit dem Vertrauen in unsere gemeinsame Kraft nehmen wir jede Herausforderung an, die sich uns stellt. Wir sind jederzeit bereit, Ziele anzuvisieren, die anderen Angst einflößen. Es gibt eine Million von uns. Wir sind ein Teil der Legende. Wir sind H.O.G.®!
Herausforderung angenommen!
Zuerst erschien uns die Idee, an der Seidenstraßenrallye teilzunehmen, einfach verrückt. Vielleicht war es aber auch genau das, was diese Vorstellung so attraktiv und unwiderstehlich machte. Die Rallyestrecke war zweifellos anspruchsvoll, teilweise beschwerlich und ganz sicher eine Herausforderung.
Unser Team setzte sich aus acht Teilnehmern aus verschiedenen Städten zusammen. Alle Team-Mitglieder galten als zuverlässig, waren bei guter Gesundheit, hatten viel Erfahrung mit langen Strecken, und alle zeichneten sich durch Entschlossenheit, Charakterstärke und Sinn für Humor aus.
Wir diskutierten viel über die Vorbereitung unserer Ausrüstung, weil die Bikes aufgrund des Geländes ziemlich extremen Bedingungen ausgesetzt sein würden. Je näher der Starttermin rückte, umso sicherer war ich mir, dass es kein besseres Motorrad für dieses Projekt gab als die 2018er Harley-Davidson Heritage Softail®. Ich hatte es im Gefühl: Sie war die richtige Wahl.
Es war unsere Idee, an der Seidenstraßenrallye nur zum Spaß teilzunehmen und nicht wirklich die Sonderprüfungen mitzufahren, aber wir wollten uns schon auf Augenhöhe mit den Trucks und Offroadern messen. Wir wollten unsere Harleys in der Astrachan-Wüste, in den Steppen von Wolgograd und in den Lipezk-Sümpfen testen und sie heil auf den Roten Platz in Moskau bringen. Wir wollten beweisen, dass echte H.O.G. Mitglieder jede Herausforderung meistern.
Start in der Steppe
Die Rally wurde im russischen Astrachan gestartet, nahe dem Kaspischen Meer und der Grenze zu Kasachstan. Astrachan erhebt sich aus endlosen Wüsten und Steppen, umso überraschender waren die heftigen Regenfälle, die uns auf der ersten Etappe erwarteten. Erst als wir den Beginn der Sonderprüfung erreichten, wurden die Niederschläge wieder von strahlendem Sonnenschein abgelöst.
Der Auftritt unserer Harleys mitten in der Astrachan-Steppe stieß auf Bewunderung und Freude bei Zuschauern wie bei Teilnehmern. Wir wurden herzlich von Anastasiya Nifontova und Sergey Karjakin begrüßt, beide Klassensieger bei der weltberühmten Rallye Dakar und beide große Fans der Marke Harley-Davidson.
Die Steppe mit unseren Harleys zu durchqueren war nicht so schwierig wie erwartet. Wir suchten uns gewalzte Sandpisten, auf denen wir die Dünen und den Treibsand umgehen konnten, und erreichten das erste Etappenziel bei Einbruch der Dunkelheit.
Trubelige Biwaks
Eines der interessantesten Elemente einer Rallye ist das Biwak, wo die Service-Teams die Maschinen auf die nächste Etappe vorbereiten und die Journalisten die Gelegenheit nutzen, die Teilnehmer für ihre Berichterstattung zu interviewen.
Unser Biwak lag auf einem Militärflugplatz und war hervorragend ausgerüstet – von der sehr guten Verpflegung bis zum Abendprogramm. Die meisten Teilnehmer übernachteten im nahegelegenen Hotel, aber wir entschieden uns für die harte Tour und bauten unsere Zelte zwischen den Motorrädern auf.
Die Nacht war erfüllt vom Lärm der Mechaniker, die die Fahrzeuge auf die nächste Etappe vorbereiteten. Erschöpft von den Strapazen des Tages schliefen wir trotz des Schlagens der Hämmer, des Ratterns der Pressluftschrauber und des Brummens der Generatoren in unseren Schlafsäcken ein.
Weiter ging es von Astrachan nach Wolgograd und dann in die Provinz Lipezk, wo uns eine neue Herausforderung erwartete: Die Steppe verwandelte sich in Sumpfland und die Piste in klebrigen Schlamm.
Dieser Teil des Abenteuers war weit weniger angenehm als die Fahrt durch die Steppe, aber dank gegenseitiger Unterstützung haben wir es alle gemeistert: Immer wenn einer von uns stecken blieb, waren die anderen zur Stelle, um ihn aus dem Schlamm zu ziehen.
Mit fliegenden Fahnen
Trotz aller Hindernisse erreichte das H.O.G. Team das Ziel in Moskau. Hier, in der beeindruckenden Atmosphäre des Roten Platzes im Herzen der russischen Hauptstadt, fand die Abschlusszeremonie der Seidenstraßenrallye 2018 statt. Die begeisterten Teilnehmer erklommen das Podium im Spasski-Turm des Kremls, um ihren wohlverdienten Beifall entgegenzunehmen.
Es war ein echter Härtetest, aber die Harleys und ihre Fahrer bestanden ihn mit Bravour. Auf der gesamten Rallye – mit einer Gesamtlänge von fast 2.000 Kilometern und Passagen vom höchsten Schwierigkeitsgrad – hatten wir keinen einzigen Ausfall zu verzeichnen. Alle Harleys erreichten die Ziellinie in gutem Zustand, und ihre Fahrer waren bei bester Gesundheit.
So betrachtet, war die Rallye eigentlich gar nicht so hart – eher weich wie Seide, wenn man so will…